Wo grüne Investitionen die größte Wirkung haben

21/09/2021 - TOBIAS PANOFEN Aufstrebende MärkteBlack FridayCashbackCrowdinvestingCyber WeekDiversifikationDivestmentElektrifizierungElektrifizierungsrateEntwicklungshilfeESGEU TaxonomieFossile EnergieGeschenkGhanaGreen FinanceGreen RecoveryGreenwashingGrüne InvestitionenGrüner StromImpact InvestingImpact InvestmentInfrastrukturKlimaschutzKlimawandelKreislaufwirtschaftMini-GridsNachhaltig investierenNachhaltige GeldanlageNachhaltige InvestmentsNachhaltiger KonsumNachhaltiges FinanzwesenNachhaltigkeitRenditeSchwellenländerSDGSolar-PVSolarenergieStromerzeugungSub-Saharan AfricaSustainable FinanceThe Good RollTranslight SolarÜberkonsumVerzinsung

„Für eine nachhaltigere und grünere Wirtschaft bedarf es substanzieller Investitionen. Allein um die Energieversorgung im Einklang mit dem Pariser 1,5-Grad-Ziel zu bringen, werden nach IPCC Modellierungen bis 2050 jährlich Investitionen im Bereich von 1,6 bis 3,8 Billionen US-Dollar benötigt.“

Die Bekämpfung des Klimawandels ist mehr als überfällig. Das zeigen nicht nur die jüngsten Geschehnisse. Längst geht es nicht mehr nur um eine Frage der Generationengerechtigkeit oder eine diffuse Bedrohung, die sich primär in fernen Ländern entlädt. Die Folgen des Klimawandels sind hier und heute zu spüren. In Bränden, Fluten und Stürmen von nie dagewesenem Ausmaß.

Nüchtern betrachtet lässt sich deshalb feststellen, dass wir in allen Aspekten unseres Wirtschaftens und Lebens ‚grüner‘ werden müssen. Das gilt für uns hier in Europa ebenso wie für Entwicklungs- und Schwellenländer. Für eine nachhaltigere und grünere Wirtschaft bedarf es substanzieller Investitionen. Allein um die Energieversorgung in Einklang mit dem Pariser 1,5-Grad-Ziel zu bringen, werden nach Modellierungen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) bis 2050 jährlich Investitionen im Bereich von 1,6 bis 3,8 Billionen US-Dollar benötigt. Insgesamt wurde 2016 für die globale Energieversorgung geschätzte USD 1,7 Billionen investiert.

Die gute Nachricht: Der weltweite Kapazitätszuwachs an neuem Strom bestand im Jahr 2019 zu fast 78 % aus erneuerbaren Energien (große Wasserkraftwerke nicht berücksichtigt); grüne Investitionen in erneuerbare Energien waren dreimal so hoch wie in neue fossile Anlagen. Die schlechte Nachricht: Der weltweite Anteil erneuerbarer Technologien am Energiemix betrug bis 2019 nur 13,4 % (in 2018 12,4 % und in 2009 5,9 %) . In den 10 Jahren zwischen 2009 und 2019 betrug der Zuwachs an erneuerbaren Energien im globalen Energiemix gerade einmal 8,5 %.

Klimainvestitionen: Eine globale Aufgabe

Der Klimawandel ist ein globales Problem und kann als solches ausschließlich global gelöst werden. Nicht nur Industrienationen wie Deutschland müssen den Übergang zu einer grünen Wirtschaft stemmen, sondern auch Entwicklungs- und Schwellenländer. Diese werden in der nahen Zukunft nicht nur zu den größten Emittenten von klimaschädlichem CO2 werden, sondern haben häufig aufgrund ihrer geografischen Lage auch das größte Potential zur Erzeugung erneuerbarer Energie.

Der primäre Antrieb der Länder des globalen Südens zum Ausbau von erneuerbaren Energien ist zumeist jedoch nicht die Vermeidung von CO2. Vielmehr geht es darum, der Bevölkerung durch Wachstum einen Weg aus der Armut zu ermöglichen. Schnelles Wachstum um jeden Preis ist die Devise. Zugleich sind die finanziellen Spielräume von Entwicklungs- und Schwellenländern sehr beschränkt. Entsprechend stellt sich die Frage, ob schnelles und grünes Wachstum im Widerspruch stehen. Oder anders: Können grüne Investments eine beschleunigte und gleichzeitig nachhaltige – kurzum: grüne – Entwicklung fördern?

„Im heutigen Afrika erkennen wir, dass Handel und Investitionen, und nicht die Entwicklungshilfe, die Säulen der Entwicklung sind.“
(Paul Kagame, Präsident von Ruanda)

„Das größte Risiko für Wachstum in Afrika ist der Klimawandel“
(Paul Polman, bis 2019 Geschäftsführer von Unilever)

Obwohl Entwicklungs- und Schwellenländer schon seit 2015 mehr in den Ausbau von erneuerbaren Energien investieren als Industrienationen, ist dieser Trend vorwiegend von den beiden Schwellenländern China und Indien getrieben (siehe Grafik).

Grüne Investments in Erneuerbare Energie, Industrienationen vs. Entwicklungs- und Schwellenländer (2004-2019; in Mrd. US-Dollar)

Grüne_Investments

Grüne Investitionen steigen, aber leider viel zu langsam

In den meisten anderen Entwicklungs- und Schwellenländern steigen Investitionen in erneuerbaren Energien ebenfalls, allerdings fern von den benötigten Volumen, um die im Pariser Abkommen gesetzten Ziele zu erreichen. Aus Investorensicht gibt es einige Risiken in diesen Märkten, die das Wachstum von Neuinvestitionen bremsen. Hierzu gehören u. a. das Länderrisiko, die geringere Tiefe des lokalen Finanzmarktes und des Bankensektors, die Volatilität der lokalen Währung sowie die Überschuldung.

Zudem sind Entwicklungs- und Schwellenländer zumeist anfälliger für Schocks. Dies zeigt sich auch in der Bewältigung der COVID-19 Pandemie. Der Verlauf der Krise scheint in einigen Ländern weniger schlimm als befürchtet zu sein. Dennoch hat die Pandemie Regierungen und Unternehmen den Zugang zu Finanzierung weiter erschwert . Entsprechend fallen nationale Konjunkturpakete ebenfalls kleiner aus; es ist schlicht weniger finanzieller Spielraum vorhanden.

Um die Krise in Entwicklungs- und Schwellenländern effektiver zu bekämpfen, hat der Internationale Währungsfonds mehrere Programme für seine Mitgliedsstaaten geschaffen. Finanzielle Unterstützung und Schuldenerlasse sollen die Handlungsfähigkeit von Regierungen sicherstellen. Zusätzlich bieten viele Entwicklungsbanken Sonderprogramme, um die Wirtschaft weiter zu stabilisieren.

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Green Recovery

Auch wenn die momentane Lage aufgrund der Pandemie und ihrer Folgen schwierig erscheinen mag, gibt es neben den aufgeführten Risiken auch positive Anzeichen. Investoren sollten sich deshalb auch mit den Chancen einer Investition in Entwicklungs- und Schwellenländern auseinandersetzen. Nennenswert sind hier zum Beispiel die junge Bevölkerung und die Dynamik in vielen Entwicklungsländern. Allein im südlichen Afrika werden 2050 mehr als eine Milliarde Menschen unter 25 Jahre alt sein. Die Weltbank schätzt das Wirtschaftswachstum auf dem Kontinent im kommenden Jahr positiv ein. Viele Länder haben schon reagiert und die Situation genutzt, um notwendige Reformen durchzuführen.

Auch auf dem lateinamerikanischen Subkontinent erwartet die Weltbank im Jahr 2021 eine deutliche Erholung der wirtschaftlichen Lage, dank der Bereitstellung größere Konjunkturprogramme vieler nationaler Regierungen. Der ostasiatisch-pazifische Raum scheint die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sogar noch schneller überwinden zu können.

Getreu dem Motto, dass in jeder Krise eine Chance steckt, lässt sich so auch der Wiederaufbau zum Vorteil nutzen. Durch die Krise bietet sich die Gelegenheit, den Wandel zu einer grünen und nachhaltigen Wirtschaft mit Nachdruck anzugehen. Um zu vermeiden, dass durch steigende Verschuldung zukünftig weniger Mittel für grüne Investitionen zur Verfügung stehen, müssen heute die Weichen gestellt werden. Die deutsche Entwicklungsbank KFW konstatierte erst kürzlich: „Grundsätzlich bieten nachhaltige/grüne Konjunkturpakete höhere volkswirtschaftliche Renditechancen als konventionelle Pakete.“

Welche Chancen für nachhaltige Investitionen bieten sich?

Auch Kleinanleger können von dieser Entwicklung profitieren. Die Financial Times stellte erst kürzlich fest: „Wirkungsorientierte Investoren können kleinen und mittelständischen Unternehmen in Entwicklungsländern helfen, die Auswirkungen der Pandemie zu überleben“. Wirkungsorientiertes Investieren – im Englischen auch Impact Investment genannt – bietet Investoren mit einem überdurchschnittlichen Risikoappetit aber nicht nur die Möglichkeit, Gutes für Umwelt und Mensch zu tun, sondern auch finanziell zu profitieren. Da Investitionen in Entwicklungsländern grundsätzlich höhere Risiken mit sich bringen, ist auch die Renditeerwartung entsprechend höher.

Zudem sind solche Investments häufig eine geeignete Strategie zur Diversifizierung eines existierenden Portfolios.

In erster Linie bieten wirkungsorientierte Investitionen jedoch die Möglichkeit, positive Wirkung zu erzielen. Auf der sozialen Seite misst sich das zum Beispiel an neu geschaffenen Arbeitsplätzen für die heimische Bevölkerung, dem Zugang zu Energie, der Förderung von Frauen und Frauenrechten und vielem mehr. Auf der Umweltseite bedeutet dies zum Beispiel die Einhaltung von Umweltkriterien, die Reduktion von CO2 oder den Erhalt von Regenwald. Ein Investor, der sich für grüne Investitionen entscheidet, sollte daher immer beide Seiten – wirkungs- und finanzielle Rendite – im Blick haben.

Wie kann ich sicherstellen, dass meine Investitionen tatsächlich grün sind?

Um es Anlegern möglichst einfach zu machen, zwischen wirkungsorientierten Investitionen auszuwählen, sind klar definierte Regeln erforderlich. Auch die EU hat die Notwendigkeit einer allgemeinen Definition für grüne Investitionen erkannt: „Öffentliches Investment wird nicht ausreichen und private Investoren müssen bei der Finanzierung von klimafreundlichen Projekten einsteigen. Das bedarf klarer Kriterien, die besagen, was genau nachhaltig und umweltfreundlich ist. Sonst werden einige Mittel möglicherweise für ‚Grünfärberei‘ verwendet; d.h. für Projekte, die behaupten, grün zu sein, es aber nicht sind.“

Die 2020 vom europäischen Parlament erlassene Taxonomie definiert deshalb sechs Umweltziele, die zunächst für die Mitgliedstaaten anwendbar sind. Eine Aktivität kann laut EU als umweltverträglich und grün eingestuft werden, wenn sie zu einem dieser Ziele beiträgt, ohne einem anderen erheblich zu schaden (do-no-harm Prinzip). Das do-no-harm Prinzip stellt sicher, dass eine Aktivität der Umwelt nicht mehr Schaden zufügt, als dass sie nützt. Grundsätzlich sollen grüne Investments ebenso Menschen- und Arbeitsrechte respektieren. Die Umweltziele sind:

  • Aktivitäten, die zur Vermeidung/Verminderung des Klimawandels beitragen (Reduzierung bzw. Vermeiden von Emissionen)
  • Anpassung an den Klimawandel (Vermeidung oder Reduzierung der Effekte des Klimawandels)
  • Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser und maritimen Ressourcen
  • Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft (Fokus auf Wiederverwendung und Recycling von Ressourcen)
  • Vermeidung und Kontrolle von Verschmutzung
  • Schutz und Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen

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