Verlässliche Stromversorgung für ländliche Kliniken

21/09/2021 - DIANA KOLLANYI Aufstrebende MärkteBlack FridayCashbackCrowdinvestingCyber WeekDiversifikationDivestmentElektrifizierungElektrifizierungsrateEntwicklungshilfeESGEU TaxonomieFossile EnergieGeschenkGhanaGreen FinanceGreen RecoveryGreenwashingGrüne InvestitionenGrüner StromImpact InvestingImpact InvestmentInfrastrukturKlimaschutzKlimawandelKreislaufwirtschaftMini-GridsNachhaltig investierenNachhaltige GeldanlageNachhaltige InvestmentsNachhaltiger KonsumNachhaltiges FinanzwesenNachhaltigkeitRenditeSchwellenländerSDGSolar-PVSolarenergieStromerzeugungSub-Saharan AfricaSustainable FinanceThe Good RollTranslight SolarÜberkonsumVerzinsung

„Aufgrund von unzuverlässiger Stromversorgung sind über 400 Millionen Menschen in Afrika und Süd-Asien minderwertigen Gesundheitsleistungen ausgesetzt. “

Der Status Quo und bestehende Problematik

Die COVID-19 Pandemie hat vielerorts die Problematik von überlasteten Gesundheitssystemen und Einrichtungen aufgezeigt, sowie auch die Ungleichheit und Instabilität von Gesundheitssystemen weltweit.

Aufgrund von unzuverlässiger Stromversorgung sind laut UNDP über 400 Millionen Menschen in Afrika und Süd-Asien minderwertigen Gesundheitsleistungen ausgesetzt. Gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben nur etwas über ein Viertel der afrikanischen Gesundheitseinrichtungen und etwas ein Drittel der Krankenhäuser Zugang zu einer guten Stromversorgung. In Lateinamerika, haben 3 von 10 Menschen gar keinen Zugang zu Gesundheitsleistungen, und 30 Millionen Menschen werden nicht mit Strom versorgt.

Eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten ist für viele Gesundheitseinrichtungen ein massives Problem. Aufgrund von Stromausfällen haben sogar Einrichtungen in städtischen Regionen, die an das nationale Stromnetz angeschlossen sind, Schwierigkeiten mit der Stromversorgung. Einige afrikanische Länder haben bis zu 50% der Zeit mit Stromausfällen zu kämpfen. Dementsprechend müssen viele Einrichtungen mit umweltschädlichen Generatoren die Diesel verwenden arbeiten, oder zum Teil sogar ganz ohne Strom auskommen.

So sind zum Beispiel die einfachsten, energiebetriebenen Dienstleistungen wie Beleuchtung für nächtliche Geburten und andere Notfälle, Kühlung von Impfstoffen und Bluttransfusionen, Desinfektion und Sterilisation, oder auch Strom, um Mobiltelefone zu laden, häufig nicht verfügbar. Die Auswirkung auf die Gesundheitsversorgung, für Menschen, die auf diese oft extrem einfachen Kliniken angewiesen sind, ist enorm. Die UN definiert das Sustainable Development Goal 3 als “Sicherung von Gesundheit und Unterstützung des Wohlbefindens für Menschen jedes Alters” und weist eine katalyiserende Rolle dafür auch SDG 7 „Erschwingliche und saubere Energie“ zu. Daher ist die Förderung der Gesundheit aller Menschen auch direkt abhängig von einer sicheren und sauberen Stromversorgung.

Mögliche Lösungen und Ansätze

Solarenergie bietet die Möglichkeit, eine Reihe von medizinischen und anderen Geräten mit Strom zu versorgen, inklusive Wasserpumpen, Mobiltelefone, Kühlsysteme, oder auch Laboreinrichtung. Des Weiteren werden durch eine unabhängige Energiequelle auch Tele-Medizin und Beratung aus der Ferne möglich. Solarsysteme können relativ schnell installiert werden und schließen alleinstehende Solaranlagen und Mini-Netzwerke ein, die eine Mischung aus erneuerbaren Energien und Netzstrom bzw. fossilem Brennstoff nutzen.

Das Design einer Energieanlage für Gesundheitseinrichtungen sollte daher gemäß der elektronischen Einrichtungen und Geräte bestimmt werden, und vorhandene alternative Energieversorgung in Betracht ziehen. Daraufhin wird ein System konstruiert, welches die Größe der Einrichtung, die Dienstleistungen vor Ort, sowie die geographische Lage berücksichtigt. Die Kosten für eine Solaranlage hängen von der Größe der Anlage und dem technischen Aufbau ab. Am teuersten sind meist die Batterien. Auch andere Kosten sowie Transport, Einfuhrzölle oder Lizenzen müssen beachtet werden.

Jetzt Investitionsmöglichkeiten entdecken

Geschäftsmodelle für die Stromversorgung von Gesundheitseinrichtungen sollten darauf basieren, Qualität zu erschwinglichen Kosten bereitzustellen. Dabei sind auch der Betrieb und die Wartung der Stromsysteme wichtig. Meist haben Gesundheitseinrichtungen nicht genug Geld, um die Anschaffungs- und Betriebskosten für die Solaranlagen zu decken; ihre Budgets sind darauf ausgerichtet, medizinische Ausstattung und laufende Kosten zu bezahlen. Hohe Strompreise von bis zu USD 0,40/kWh und teure Dieselkosten für Notstromaggregate bei Stromausfällen spitzen diese Lage noch zu. Geschäftsmodelle wie bspw. die Leasingfinanzierung für Solaranlagen können da sehr hilfreich sein, da sie bereits während des Leasingzeitraums oft zu Kostenersparnissen im Vergleich zu den Tarifen der nationalen Netzwerke und Dieselgeneratoren führen. In Gebieten, die dem nationalen Stromnetz angeschlossen sind, können Einspeisetarife, welche den Verkauf von überschüssigem Strom ermöglichen, zudem die Rentabilität der Investition erhöhen. Während der Leasingperiode können die Solarfirmen auch Aufgaben zum Monitoring und Leistungsüberwachung sowie Betriebs- und Wartungsarbeiten für die Gesundheitseinrichtungen übernehmen.

In diesem Ökosystem von Energie und Gesundheitswesen brauchen Solaranbieter und Firmen Zugang zu langfristigem Kapital, um Leasingprodukte anbieten zu können. Während der Leasingperiode können die Solarfirmen auch Aufgaben zum Monitoring und Leistungsüberwachung sowie Betriebs- und Wartungsleistungen für die Gesundheitseinrichtungen übernehmen.

Bild: PV-Installation auf dem Dach des Pharmaunternehmens Dan Adams in Accra, Ghana

Der Weg nach Vorne

Nicht nur, aber auch im Rahmen der Green Recovery nach der COVID-19 Pandemie stellt die Solarenergie eine vielversprechende Möglichkeit für nachhaltige, skalierbare und replizierbare Lösungen zur Stromversorgung des Gesundheitswesens in Entwicklung und Schwellenländern dar.

Gesundheit ist ein öffentliches Gut, jedoch sind diverse Akteure in der Gesundheitsbranche involviert, wie beispielsweise Nichtregierungsorganisationen, private Organisationen und Unternehmen, glaubensbasierte Organisationen und Zivilgesellschaft. Aufgrund des erheblichen Investitionsstaus fehlen den meisten Organisationen aber die finanziellen Mittel, um auf eine klimafreundliche Energieversorgung umzustellen. Um diese Finanzierungslücke zu schließen, kann auch die Vielfalt von Crowdinvestitionen genutzt werden. Verschiedene Ansätze von Crowdinvesting können Projekte und Unternehmen in ihren verschiedenen Umsetzungsphasen katalysieren, unterstützen, und skalieren. Crowdinvesting stellt allerdings nur einen kleinen Teil der notwendigen Investitionsmöglichkeiten dar. Der gesamte Investitionsbedarf ist um ein Vielfaches größer, als sich durch Crowdinvesting bewältigen lässt. Um Gesundheitseinrichtungen in Afrika langfristig und vor allem nachhaltig mit Strom zu versorgen, bedarf es einem deutlich größeren Engagement von internationalen – öffentlichen und privaten – Geldgebern.

Einige internationale Interessengruppen haben sich bereits dem Energie-Gesundheits-Nexus verpflichtet:

  • Die Health and Energy Platform for Action (HEPA), eine Initiative der WHO und UNDP, fokussiert sich auf saubere Technologien zum Kochen sowie Stromversorgung von Gesundheitseinrichtungen. Durch HEPA arbeitet die WHO mit der Impfallianz GAVI und anderen zusammen, um Solarenergie zur Kühlung von Impfstoffen weiter zu verbreiten, sowie auch anderes Gesundheitsequipment mit Strom zu versorgen.
  • Organisationen wie die Weltbank (durch ESMAP), die African Development Bank (AfDB)und UNDP haben im Rahmen der COVID Wiederaufbau-Maßnahmen Strategien formuliert, um Kliniken mit erneuerbaren Energien zu versorgen.
  • Sustainable Energy for All (SE4All) hat das Ziel, bis 2030 eine flächendeckende Stromversorgung zu schaffen, sowie die Rate der Energieeffizienz und den Anteil der erneuerbaren Energien am globalen Energiemix zu verdoppeln.
  • Power Africa/USAID stellt Fördermittel zu Verfügung (Solar Electrification of Healthcare Facilities), um netzunabhängige und zuverlässige Energie für Gesundheitsversorgung in ländlichen Gegenden Afrikas bereit zu stellen.

Jetzt heißt es nur noch handeln!

WEITERE BEITRÄGE